Themen-Communities – die neue Art des Lernens: So klappt’s!
12.1.2022 von Silke KrischkeThemen-Communities zur gegenseitigen Inspiration – dieses Thema beschäftigt die Geschäftsführenden im sogenannten LEx-Lab, einem Kooperationsformat, das aus einer Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales unter der Projektbezeichnung „Gemeinsam die Zukunft gestalten – innovative Kooperationsformen für KMU im Rahmen der 4.0 Transformation“, kurz „GeZu 4.0“ entstand. LEx-Labs sind unternehmensübergreifende Lern- und Experimentierräume für besondere Zielgruppen oder zu spezifischen Themen. Gemeinsam soll die Zukunft gemeistert und innovative Kooperationsformen für kleine und mittlere Unternehmen im Rahmen der 4.0 Transformation geschaffen werden.
Petra Zander und ich moderieren die individuellen LEx-Labore, die durch die Themen der Teilnehmenden dynamisch und zielgruppenspezifisch entstehen. Durch die Orientierung an den Interessen der Teilnehmenden ist gewährleistet, dass sie sich unmittelbar auf Anforderungen des Organisations-Alltags beziehen lassen. Es gibt in den LEx-Labs im Gegensatz zu klassischer Weiterbildung kein starres Curriculum, dem sich die Teilnehmenden unterwerfen müssen, sondern sie können agil das Lernen mitgestalten.
Das LEx-Lab „Themen-Communities zur gegenseitigen Inspiration“
Und so beschäftigten sich die Geschäftsführenden unseres LEx-Labs mit der Fragestellung, wie Themen-Communities genutzt werden können, um das Engagement der Mitarbeitenden und gleichermaßen gegenseitige Inspiration und Wissenstransfer zu fördern. Seit vielen Jahren bin ich ehrenamtlich in Communities engagiert – irgendwann immer in (an-)leitenden Rollen. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich gebeten wurde, meine Erfahrungen zu teilen.
Hier kommen Sie: meine Erfolgsrezepte und Schlüsselfaktoren inspirierender Communities.
Inspirierende Themen-Communities brauchen …
1. Mission, Vision, Relevanz
Warum gibt es die Community und welchen Beitrag wollen wir im sozialen, gesellschaftlichen oder wirtschaftlichen Kontext leisten? Eine starke Mission und Vision geben Orientierung und zeigen den größeren Rahmen auf, in dem die Community Veränderungen und Entwicklungen betreiben will. Gerade wenn die Communities selbstorganisiert und agil handeln oder wenn neue Ideen und Ansätze entwickelt werden wollen, dienen die Mission und Vision als Leitplanken für einen zielorientierten Einsatz der zumeist begrenzten Ressourcen. Eine soziale, gesellschaftliche und/oder wirtschaftliche Relevanz des Themas fördern darüber hinaus die Identifikation der Mitglieder der Community mit deren Arbeit.
2. Führung und Engagement
Orientierung geben, Leitplanken aufzeigen, Kommunikation und Austausch untereinander fördern und zur Mitarbeit und Mitwirkung motivieren – selbst selbstorganisierte Communities brauchen Führung: nicht in Form von Bosses, sondern als Inspiratoren, Coaches, Koordinatoren, Vernetzer und Moderatoren. Ich finde es dabei sehr wertvoll, in einem vielfältig zusammengesetzten Führungsteam strategische Ansätze „vorzudenken“. Dabei werden die Aspekte „wo kommen wir her“ und „wo wollen wir hin“ immer wieder in die Waagschale gelegt und reflektiert. Zukünftige Entwicklungen, Megatrends und Technologieveränderungen finden gleichermaßen Berücksichtigung wie Fragestellungen aus der Community. In der Rolle von Moderatoren und agilen Coaches unterstützt das Leitungsteam die Weiterentwicklung und Ausgestaltung dieser Ansätze in der Community.
3. Ergebnisse der Community
Wer kennt das nicht? Stolz blicken wir auf das, was wir geschafft haben: den 10-km-Lauf, eine bestandene Prüfung oder auf ein Workshop-Konzept, ein Whitepaper oder einen Blog-Beitrag als Ergebnis eines kollaborativen Community-Projekts. Ergebnisse zeigen Erfolge, machen stolz und motivieren gleichermaßen für neue Projekte. Und wenn ich diese Ergebnisse aus der Community in meinem beruflichen Alltag anwenden und dadurch wirksame Fortschritte erzielen kann, die von meinem Vorgesetzten anerkennend wahrgenommen werden, führt dies – auch im Sinne des Job-Characteristics-Modells nach Hackman und Oldham – zu großer Befriedigung bei der Arbeit.
Und meist erleben die Ergebnisse einer Community-Arbeit sogar noch größere Verbreitung über die Grenzen des eigenen Netzwerks hinaus. Denn jeder, der Teil der Community ist, der an der Arbeit mitwirkte, der einbezogen wurde, ist eingeladen, die Ergebnisse im eigenen „Orbit“ zu teilen. Und gemeinsame Erfolge fühlen sich gleich nochmals besser an, à la „guckt mal, was wir geschaffen und/oder geschafft haben“.
4. Fortlaufende Reflexion und Anpassung
Die Welt ist geprägt von Veränderungen und Wandel. Und diese Dynamiken betreffen auch die Community-Arbeit. Im DGQ-Fachkreis Organisationsentwicklung haben wir es uns wie im GeZu LEx-Labore e.V. zur Aufgabe gemacht, mindestens jährlich, meist sogar mehrmals im Jahr unsere Aktivitäten und Ausrichtung zu reflektieren und anzupassen. Wir orientieren uns dabei an unserer Vision, Mission und der Relevanz für die Menschen in der Community und den Kontext. Auf diese Weise bleiben wir agil und wandlungsfähig und können auch Fragestellungen und Bedürfnissen der Community-Mitglieder Raum geben.
5. Gestaltungsrahmen
Ein Gestaltungsrahmen regelt wie in der Themen-Community zusammenarbeitet wird. Neben einer Orientierung-gebenden Darstellung der Arbeitsweise helfen Hinweise zu Rollen mit deren Aufgaben und Verantwortlichkeiten, zu Kommunikationskonzepten., Austauschformaten und eventuell erforderlichen darüberhinausgehenden Festlegungen.
Ich habe dabei positive Erfahrungen mit agilen Modellen der Zusammenarbeit gemacht. Neben der Kundennutzenfokussierung helfen agile Ansätze aus Scrum, Aufgabenpakete so zu definieren, dass diese in einem vereinbarten Zeitraum mit den zur Verfügung stehenden meist ehrenamtlichen, selbstorganisierenden Ressourcen verwirklicht werden können. Regelmäßige Community-Treffen bieten die Möglichkeit zum Review des Bearbeitungsfortschritts und bei Bedarf zur Konkretisierung der Aufgabe und des zu erwartenden Ergebnisses unter Berücksichtigung der Erfordernisse der Zielgruppe.
Inspirierende Themen-Communities bieten …
Aus Umfragen in den Communities wissen wir, dass die folgenden Aspekte die Motivatoren sind, die Menschen antreiben, sich in Communities zu engagieren:
- Themen-Communities bieten den Raum, um Gleichgesinnte zu treffen und über relevante, Themen in Austausch zu kommen
- Themen-Communities schaffen Mehrwert durch persönliche Weiterentwicklung, zum kollaborativen Lernen und zum Austausch von Erfahrungen
Erfolgsrezepte sind
Mastermind und Inspirator
Was Anja Förster und Peter Kreuz für die „Rebels at Work“ sind Lars Vollmer und Mark Poppenberg für „intrinisfy“ – Vordenker, Pioniere und die Menschen hinter der Idee. Sie sind die „Masterminds“ und Inspiratoren, die durch ihre Vorträge und Posts begeistern und Menschen gewinnen, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, zu engagieren und für die eigenen Entwicklung zu profitieren. Themen-Communities haben meist nicht unbedingt solche „Promis“ an Bord, profitieren jedoch von leidenschaftlichen, kommunikationsstarken Vordenkern und Pionieren.
Alte Hasen und junge Hüpfer
Die Vielfalt der Teilnehmenden ist eine weitere Quelle begeisternder Communities. Ich profitiere sehr vom spannenden Austausch erfahrener „alter Hasen“ und den frechen, manchmal unkonventionellen Ansätzen der „jungen Hüpfer“. Die Vielfalt der Meinungen öffnet Perspektiven und fördert den interdisziplinären Austausch und das praxisnahe Voneinander- und Miteinander-Lernen.
Verbinder, Verknüpfer, Kommunikatoren, Facilitatoren
Themen-Communities leben von Menschen und deren Interaktionen. Und dieses Miteinander, das Menschen-in-Austausch-bringen, Informationen sammeln und teilen, filtern, reflektieren, vom Großen-ins-Kleine- und vom Kleinen-ins-Große-Denken braucht Verbinder und Verknüpfer. Das sind Menschen, die Kommunikationsstärke haben und in der Lage sind, das „Big Picture“, das durch Mission, Vision und Ausrichtung geprägt ist mit den kleinen Aktivitäten und Teilprojekten zu verknüpfen. Es braucht Menschen, die Synergien wahrnehmen und nutzen, die offen und in der Lage sind, die „richtigen“ Menschen mit den „richtigen“ Informationen miteinander zu vernetzen und die es auch schaffen, Beziehungen und eine gute Atmosphäre der Zusammenarbeit zu gestalten.
Gute Formate
Monatliche Sprechstunden, Barcamps, Hackathons, kollegiale Beratung oder die wöchentliche Lern-Community in der Mittagspause – das ist nur eine kleine Auswahl möglicher Formate. Erfolgreiche Communities haben Formate, die die Bedürfnisse der Teilnehmenden ansprechen, egal ob virtuell oder in Präsenz. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, immer wieder offen und neugierig neue Ansätze und Methoden auszuprobieren und in der Community zu reflektieren. Sich wandelnde Themen und eine neue Ausrichtung der Community braucht Formate, die dabei helfen, die angestrebten Ziele zu erreichen und Räume für Austausch und Reflexion zu schaffen.
Fazit: The more you bring in, the more you get out!
Persönliches Wachstum, Entwicklung, Erfahrung, Lernerlebnisse und die Chance, sich in einem geschützten Rahmen auszuprobieren. Davon profitiere ich unglaublich. Und je mehr ich mich engagiere, umso mehr Lernräume kann ich für mich öffnen. Und neben dem Lernen entstehen wertvolle Beziehungen und Kontakte zu Menschen, über die ich sehr dankbar bin.
So entstand aus einer solchen Zusammenarbeit die Kooperation mit Petra Zander. Als erfahrene Unternehmensentwicklerin und Coach verfügt sie mit ihrer über 20-jährigen Praxis auch in Restrukturierungs- und Sanierungsprojekten mit Interimsmandaten in den unterschiedlichsten Branchen über ein breites Wissen zu den Möglichkeiten einer rundum gesunden Personal- und Organisationsentwicklung. Ihre wissenschaftlich validierte Online-Mitarbeiterumfrage „Health meets Work“ zur gesetzlich vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastung und zum Mitarbeiterengagement gemäß DIN EN ISO 9001 liefert aussagekräftige Ergebnisse umfassender Analysen, die u.a. als Grundlage für Projekte zur digitalen Transformation genutzt werden können. Erfahren Sie in Kürze mehr über meine neuen Angebote.